Quellenangabe: Taunus Zeitung vom 25.10.2022, Seite 7
HOCHTAUNUS – Brigitte Bannenberg und Andreas Bernhardt sollen Direktkandidaten werden
CDU, SPD, Grüne, AfD, Die Linke – alle werden sie bei der Landtagswahl im kommenden Herbst antreten – mindestens. Nun wird bekannt, dass der Wahlzettel üppiger ausfällt als gedacht: Auch die Freien Wähler (FW) werden im Hochtaunus antreten, Kandidaten gibt es bereits. Im Wahlkreis Hochtaunus I mit Bad Homburg, Friedrichsdorf, Grävenwiesbach, Neu-Anspach, Usingen und Wehrheim soll es nach dieser Zeitung vorliegenden Informationen Glashüttens Ex-Bürgermeisterin Brigitte Bannenberg richten. Als Ersatzkandidatin ist Christin Jost (Weilrod) vorgesehen. Mit wem Bannenberg es bei der Wahl zu tun haben wird, steht bisher nur bei der CDU mit Holger Bellino und der FDP mit Philipp Herbold fest.
Im Wahlkreis Hochtaunus II – Oberursel, Kronberg, Königstein, Steinbach, Glashütten, Schmitten und Weilrod – wird der Oberurseler Andreas Bernhard zu CDU-Mann Sebastian Sommer und dem von der FDP nominierten Steinbacher Stefan Naas, zugleich auch Spitzenkandidat der Landesliste, in den Ring steigen. Ersatzkandidat soll Ingo Wolf (Oberursel) werden. Weitere Nominierungen anderer Parteien sind noch nicht bekannt.
Beide, Bernhardt und Bannenberg, gehören dem Kreistag an. Bernhardt ist außerdem Fraktionschef der OBG in der Oberurseler Stadtverordnetenversammlung. Die FW wollen ihr Spitzenpersonal am Freitag in einer Mitgliederversammlung, um 19 Uhr im Hotel Rilano in Oberursel, nominieren.
Die Vorsitzende der FW Hochtaunus, Karin Birk-Lemper, bestätigte die Ambitionen der FW, in den Landtagswahlkampf einzugreifen. Dass Freie Wähler Landespolitik könnten und sogar ministrabel seien, sehe man in Bayern und Rheinland-Pfalz, sagte Birk-Lemper. Die Entscheidung, bei der Wahl anzutreten, sei bereits im Frühjahr getroffen worden. Der Landesvorstand der FW habe die Kreisverbände aufgefordert, Personalvorschläge für die Spitzenkandidaturen zu machen. Bei einer Vorauswahl habe man sich für Bannenberg und Bernhard ausgesprochen.
FW erwartet Wählerwanderung
Birk-Lemper ist zuversichtlich, dass es bei der Landtagswahl ein respektables Ergebnis für beide geben wird. Natürlich setze man in erster Linie auf das heimische FW-Wählerpotenzial. Da die Freien Wähler aber „konservativ, grün und sozial“ könnten, sei zudem damit zu rechnen, dass auch bei CDU, Grünen und SPD eine gewisse Wählerwanderung ausgelöst werden kann, so die Kreisvorsitzende.
Bannenberg bestätigte ihre Kandidatur auf Anfrage. Nach ihrer Zeit als Bürgermeisterin von Glashütten wolle sie gerne „politisch weiterarbeiten“, ein Landtagsmandat anzustreben, sei da der logische Schritt. Für die FW sehe sie gute Chancen, auch für sich selbst, denn schließlich sei sie in der Öffentlichkeit als politisch denkende und handelnde Person bekannt. Diesen Bekanntheitsgrad wolle sie gerne nutzen, um für die FW zu punkten. Die Freien Wähler seien für ihre Kompromissbereitschaft bekannt, so die designierte Spitzenkandidatin, „im Kreistag sind wir so etwas wie das Bindeglied des Ausgleichs“, glaubt Bannenberg. Erwartungen zum Wahlergebnis äußerte sie nicht, sie hoffe aber, das FW-Stimmenpotenzial im Kreis ausschöpfen und auch bei CDU- und SPD-Wählern reüssieren zu können.
Auch ihr Mitstreiter Bernhardt ist guten Mutes. Über Jahrzehnte habe sich in der Landespolitik nicht wirklich viel für die Kommunen getan, glaubt er: „Das Land macht sich hübsch auf Kosten der Städte und Gemeinden.“ Wenn er das Mandat bekomme, werde er versuchen, seinen Beitrag dafür zu leisten, dass sich Landespolitik künftig mehr an den Kommunen ausrichtet. Bernhard wagt auch eine Prognose: „Bei der letzten Landtagswahl hatten die FW mit nur wenigen Direktkandidaten 3 Prozent, jetzt gibt es jede Menge Kandidaten mit viel kommunalpolitischer Erfahrung, da sollten 5 Prozent schon drin sein.“ Ambitionen, dem Hoffnungsträger der CDU, Sebastian Sommer, die Krone des Direktmandats wegzuschnappen, hat Bernhard indes nicht: „Das wird wohl nicht ganz klappen.“